Phänomenologie der Lebenswelt

Ausgewählte Texte, Husserl, Edmund, Reclam, Pages: 304, Paperback, Pocketbook, German, Year: 2002, Bulgaria
Husserl verwendet den Begriff der Lebenswelt in einem doppeldeutigen Sinn: Er meint einerseits das Universum des Selbstverständlichen, als anthropologisches Fundament jeder Bestimmung des Verhältnisses des Menschen zur Welt, und er bezeichnet andererseits die praktische, anschauliche und konkrete Lebenswelt.
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Im Kontext der Phänomenologie Husserls wird der Begriff der Lebenswelt zu einem zentralen Gegenstand der Philosophie.

Husserl entwickelt den Begriff in seinem Werk Die Krisis der Europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie im Rahmen seiner Überlegungen zur allgemeinen „Krise der Europäischen Wissenschaften“. In der voll ausgearbeiteten Fassung, die erst postum veröffentlicht wurde, findet sich das Kapitel „Der Weg in die phänomenologische Transzendentalphilosophie in der Rückfrage von der vorgegebenen Lebenswelt aus.“ Nach Husserl verblendeten die positiven Wissenschaften in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Menschen durch die ihnen verdankte wirtschaftliche und technische Prosperität. Um die Jahrhundertwende vollzog sich hingegen eine allgemeine Umbewertung, eine zunehmende Kritik an diesen Wissenschaften, welche sich gerade von jenen Fragen abwandten, die „für ein echtes Menschentum die entscheidenden sind“:

In unserer Lebensnot – so hören wir – hat diese Wissenschaft uns nichts zu sagen. Gerade die Fragen schliesst sie prinzipiell aus, die für den in unseren unseligen Zeiten den schicksalsvollsten Umwälzungen preisgegebenen Menschen die brennenden sind: die Fragen nach Sinn oder Sinnlosigkeit dieses ganzen menschlichen Daseins.

Die Ursache dieser Krise erblickt Husserl darin, dass vergessen wurde, dass alle Wissenschaft in der Lebenswelt gründet. Die Lebenswelt ist der selbstverständliche, unbefragte Boden sowohl jeglichen alltäglichen Handelns und Denkens wie auch jeden wissenschaftlichen Theoretisierens und Philosophierens. Sie ist die „primordiale Sphäre“ – nicht nur, weil sie auch ohne die neuzeitliche Wissenschaftskonzeption mit ihrem objektiven Wahrheitsbegriff existierte, sondern auch weil viele der lebensweltlichen Sinnes- und Geltungssetzungen für jedes wissenschaftliche Argumentieren notwendigerweise vorausgesetzt werden müssen.

Husserl verwendet den Begriff der Lebenswelt in einem doppeldeutigen Sinn: Er meint einerseits das Universum des Selbstverständlichen, als anthropologisches Fundament jeder Bestimmung des Verhältnisses des Menschen zur Welt, und er bezeichnet andererseits die praktische, anschauliche und konkrete Lebenswelt. Diese Doppeldeutigkeit spannt den Lebensweltbegriff in den Gegensatz zwischen Ahistorischem und historisch Wandelbarem, Universellem und Konkretem, zwischen Singulärem und historisch Vielfältigem ein. So wird er zur Basis der Kritik und zum Gegenstand der Aufklärung zugleich.

Der Lebenswelt als der unveränderlichen Wahrnehmungswelt des gegenständlich Seienden steht die durch den Menschen geprägte soziohistorisch-kulturelle Umwelt gegenüber.

Author :
Husserl, Edmund
Editor:
  • Held, Klaus
Place :
  • Stuttgart
Publisher :
Reclam
Pages :
304
ISBN :
  • 3150080851
Cover:
  • Paperback
  • Pocketbook
Language :
  • German
Year :
2002
Condition :
98
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Bulgaria

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